Der Erfolg eines Unternehmens ist eng mit seiner Fähigkeit verknüpft, innovative und leistungsfähige Lösungen anzubieten, die sich von der Konkurrenz unterscheiden. DIECI, das 1983 als erstes europäisches Unternehmen eine Produktlinie von Teleskopladern entwickelt und gebaut hat, bekannte sich mit seinem Angebot an fortschrittlichen Produkten von jeher für eine zukunftsgerichtete Entwicklung. Dank dieses Erkennungsmerkmals produziert das Unternehmen heute mehr als 140 Modelle, die von der eigenen F&E – -Abteilung entwickelt werden.
Wir haben über die Bedeutung der Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten mit Enrico Ognibene, Technical Manager DIECI gesprochen, der seit 2011 Leiter der F&E-Abteilung ist.
Worin besteht Ihre Arbeit?
Meine Arbeit als Technical Manager zielt in erster Linie darauf ab, die Forschung und Weiterentwicklung sämtlicher DIECI Produkte zu koordinieren. In der F&E-Abteilung sind wir ein Team von 25 Personen, die im Büro, in der Prototyp- und Testabteilung tätig sind. Wir überwachen und betreuen die gesamte Planungsphase, vom Entwurf bis zur Zertifizierung und Zulassung in den verschiedenen Zielmärkten.
Durch unser breit gefächertes und gegliedertes Angebot gibt es stets aktive Projekte, die wir überwachen oder voranbringen müssen.
Als Technical Manager befasse ich mich mit verschiedenen Aufgaben, darunter:
- Festlegung von Leitlinien für die Entwicklung und Implementierung neuer Technologien
- Überwachung der verschiedenen Forschungsprojekte
- Durchführung der Verifizierungs- und Genehmigungsphase der Projekte gemeinsam mit den Spezialisten
- Evaluation und Umsetzung strategischer Entscheidungen in Abstimmung mit dem Verkaufs-/Marketingbereich, um gemeinsam spezielle Initiativen voranzubringen
- Überwachung der Produktgesundheit, sowohl bezüglich der Produktion als auch der Koordination vor Ort
- Vergleich und Überprüfung der zur Verbesserung von Produkten, Komfort und Sicherheit zu ergreifenden Maßnahmen in Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen wie Produktion, Qualität, Einkauf und After-Sales.
Welche Funktion erfüllt die F&E-Abteilung innerhalb von Dieci srl?
Meine Abteilung plant und testet alle neuen Maschinen wie auch die neuen Komponenten. Wir kümmern uns um alles, vom Entwurf über das Design und die Konstruktion bis zum Testen. All diese Prozesse rund um die DIECI Maschinen werden intern oder im Co-Design mit den Lieferanten durchgeführt.
In diesem Prozess ist auch das Validierungsverfahren der Maschinen unerlässlich, die den geltenden Vorschriften und unseren Standards entsprechen müssen.
Wie hat sich die Technologie der Teleskoplader (oder anderer Maschinen) bis heute weiterentwickelt und was hat die Entwicklung in diesem Sektor vorangetrieben?
Die Aspekte, die maßgeblich zur Weiterentwicklung unserer Maschinen in den letzten 20 Jahren beigetragen haben, sind hauptsächlich mit der Sicherheit, der Umweltbelastung durch die Abgasemissionen und dem Bedienerkomfort verknüpft. Die Entwicklungsprozesse wurden auch durch den Wettbewerb mit den anderen Marktplayern angefacht, der uns anspornte, neue technische Lösungen zu suchen und die Konstruktion der Teleskoplader wie auch der selbstladenden Fahrmischer zu verbessern.
Ein nicht minder wichtiger Aspekt für die Entwicklung des Sektors war die Einführung der elektronischen Steuerkomponente. Heute verfügen wir über ein voll integriertes Fahrzeug- und Getriebemanagement durch miteinander kommunizierende elektronische Steuerungen, die sich auch direkt mit den Systemen zur Verwaltung der Maschinensicherheit verbinden.
Sie bekleiden die Funktion des Technical Managers seit über 10 Jahren, auf welche erreichten Ziele sind Sie besonders stolz?
Ich bin stolz auf die gesamte Arbeit, die meine Mitarbeiter und ich in diesen 10 Jahren gemeinsam geleistet haben. Wenn wir die Fotos und technischen Datenblätter der vor 11 Jahren produzierten Modelle mit den heutigen vergleichen, sind die Veränderung und die geleistete Arbeit offensichtlich.
Es gibt einige innovative Projekte, die nur dank des Vertrauens der Geschäftsleitung möglich waren. Es handelt sich um bahnbrechende Projekte für diesen Sektor, die zu Bezugspunkten des Marktes wurden und auch die Aufmerksamkeit der Konkurrenz auf sich zogen.
Um einige der wichtigsten der letzten Jahre zu nennen:
- Vario System Getriebe, das zusammen mit Dana und Rexroth entwickelt wurde, zwei Global Playern auf dem Gebiet der Hydraulik und Antriebstechnik. Es handelt sich um ein Projekt, das wir als Erste vorangebracht haben und das heute in sehr vielen Landwirtschafts- und Baumaschinen verbreitet ist, die auch verwandten Branchen angehören
- Powersplit HVT1, das erste in einem Teleskoplader implementierte HVT1 Getriebe. Wir haben dieses Projekt vorab auf der Agritechnica 2019 vorgestellt und bereiten nun die Produktion vor, die Ende dieses Jahres anlaufen soll
- Die Kabine Giugiaro, die gemeinsam mit ItalDesign entwickelt wurde, um den Fahrern der DIECI Teleskoplader mehr Komfort und Sicherheit zu bieten.
Gemeinsam mit Walvoil haben Sie kürzlich den „Concorso Novità Tecniche“ (dt. Wettbewerb für technische Neuheiten) der EIMA gewonnen mit dem innovativen Projekt des ALS – ADAPTIVE LOAD SENSING, möchten Sie uns davon erzählen?
Walvoil ist eine historische Marke im Hydrauliksektor mit Sitz in der Emilia Romagna und heute einer der weltweit führenden Hersteller von hydraulischen, elektronischen und mechatronischen Produkten.
Hydrauliksysteme sind ein wesentlicher Bestandteil von landwirtschaftlichen Maschinen, insbesondere der Teleskoplader. Bei diesen Systemen erzeugt die Hydraulikpumpe zur gleichzeitigen Steuerung der Bewegungen einen höheren als tatsächlich erforderlichen Druck, einen als „Stand-by-Marge“ bezeichneten Sollwert, der einen erheblichen Energieverlust darstellt, die Gesamtleistung des Fahrzeugs beeinträchtigt und den Verschleiß und Verbrauch erhöht, was zu Lasten der Effizienz und der Umwelt geht.
Das von Walvoil entwickelte System Adaptive Load Sensing ist dagegen in der Lage, den „Stand-by-Marge“-Wert entsprechend den tatsächlichen Arbeitsanforderungen der Maschine zu modulieren und ihn nur bei Bedarf automatisch zu variieren.
Dank des Projekts ALS – Adaptive Load Sensing wird der Energiebedarf um 5/6 % reduziert, was zu einer beachtlichen Kraftstoffeinsparung führt. Dies ist ein großer Vorteil insbesondere für jene Maschinen wie z.B. Landmaschinen, die viele Stunden ununterbrochen im Einsatz sind. Wenn wir davon ausgehen, dass eine Maschine 10 Liter Diesel pro Stunde verbraucht, sinkt der Verbrauch dank dieses Systems auf 9,5 Liter. Eine Differenz von 0,5 Litern/Stunde, die umgerechnet auf den wöchentlichen, monatlichen oder jährlichen Verbrauch zu großen Einsparungen führt.
Die Zusammenarbeit entstand, da Walvoil einen Partner suchte, um die Komponente zwecks Überprüfung ihrer Wirksamkeit in einem Fahrzeug testen zu können. Wir haben uns gerne zu einer Zusammenarbeit mit ihnen bereit erklärt und eine Maschine mit den von ihnen entwickelten Komponenten gebaut, um sie danach zu testen und gemeinsam die integrierte Steuersoftware zu realisieren.
In den Phasen der Integration und Entwicklung des Systems in der Dieci-Maschine haben wir spezielle Steuerlogiken für die Teleskoplader erarbeitet und durch die Bündelung von Ideen und Erfahrungen wurden die anfänglichen Konzepte des ALS-Systems nochmals weiterentwickelt und verfeinert.
Woran arbeiten Sie gerade (sofern Sie darüber sprechen können) und welche Herausforderungen erwarten Sie in der Zukunft?
Derzeit arbeiten wir an der Produktion der Modelle Agri Max Power X2, der leistungsstärksten Maschine aus der Dieci Produktlinie für die Landwirtschaft. Es handelt sich um ein ehrgeiziges Vorhaben, das zum ersten Mal die Anwendung eines Powersplit Getriebes (HVT-1) in einem Teleskoplader auf den Markt bringen wird.
Ein weiteres wichtiges Projekt, über das wir jedoch nichts bekannt geben können, betrifft die Erneuerung der Baureihe der drehbaren Teleskoplader Pegasus, das wir Ende Oktober 2022 auf der Bauma vorstellen werden.
Schließlich gehört zu den Neuheiten auch das neue IDEA-Display, das im Co-Design mit MTA hergestellt wurde. Dieses Gerät ist bereits in den Modellen AgriMax, AgriPlus vorhanden. Die Benutzerfreundlichkeit von MTA Studio hat es Dieci ermöglicht, die Anwendungssoftware vollständig intern zu entwickeln und das volle Potenzial der kundenspezifischen Anpassung auszuschöpfen.
Mit Blick auf die Zukunft wird sicherlich ein begehrtes Forschungsgebiet die Suche nach Lösungen zur Reduzierung von CO2-Emissionen sein, wozu die Elektroantriebe gehören. Mit letzterem Thema betreten wir jedoch ein komplexes Gebiet. Bereits im Automobilsektor gibt es Verzögerungen, die vor allem durch die Schwierigkeit bedingt sind, angemessene Infrastrukturen für das Laden der Elektrofahrzeuge zu errichten. In den Fachzeitschriften ist von einer Verschiebung der gesetzlichen Auflagen von 2030 auf 2035 auf europäischer Ebene die Rede. Was den Teleskopladersektor betrifft, wurden verschiedene Prototypen von Kompaktmaschinen hergestellt. Derzeit stehen jedoch die Entwicklungs- und Produktionskosten bezüglich der Maschinenleistung in keinem Verhältnis zu den Maschinen mit traditionellem Antrieb. Es wird rege geforscht, aber mehrere Aspekte bremsen den Elektrifizierungsprozess, nicht zuletzt die schwierige Materialbeschaffung.
Man muss dabei bedenken, dass die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs mindestens 2 Jahre dauert, eine sehr lange Zeit für den Markt und für die technologische Entwicklung, die jetzt im Bereich der Komponenten für die Elektroantriebe im Gange ist. Das Risiko besteht darin, Modelle zu entwerfen, die bereits bei Produktionsstart veraltet sind. Sicherlich gehört die vollelektrische Antriebstechnologie zu den Herausforderungen der Zukunft, doch sind hinsichtlich Kosten, Leistungen und Ergebnisse noch viele Fragen offen.
Möchten Sie etwas hinzufügen?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Wachstumspfad unseres Unternehmens, auf dem es viele innovative Projekte realisiert hat. Ich glaube, dass wir uns heute noch weiter unterscheiden können, indem wir unseren Blick noch mehr von der Konkurrenz auf unsere Kunden verlagern und uns weiterhin auf ihre speziellen Wünsche, Bedürfnisse und Anforderungen konzentrieren.
Wir haben eine starke Identität und ich glaube, dass dieser Perspektivwechsel der interessanteste Auslöser sein kann, damit DIECI im Bereich der Produktion und Innovation erneut einen Schritt nach vorne machen kann.